EMIL für Lehrende
9. Gendergerechte, barrierefreie und/oder responsive Inhalte erstellen
9.1. Hinweise zum geschlechtergerechten Formulieren
Grundsätze zum geschlechtergerechten Formulieren
Die Hochschule hat es sich zum Ziel gesetzt, in allen Arten von Texten und Formularen eine
geschlechtergerechte Schreibweise zu verfolgen. Wir möchten damit alle Personen
wertschätzend ansprechen und sicherstellen, dass keine Personengruppe sprachlich unsichtbar
wird. Sprache trägt auf diese Weise dazu bei, Diskriminierung abzubauen, Fremdzuschreibungen
zu reduzieren und insbesondere gesellschaftlich marginalisierte Gruppen auf der Schriftebene
anzuerkennen.
Das Dokument inklusive Fußnoten, dem dieser Abschnitt zu Grunde liegt, können Sie sich hier als vollschriftliches PDF herunterladen.
Zwei Wege geschlechtergerecht zu formulieren: Sichtbarmachen und Neutralisieren
Zwei Varianten des geschlechtergerechten Formulierens werden im Folgenden empfohlen, die
unterschiedliche Auswirkungen auf die Wahrnehmung von geschlechtlicher Vielfalt haben.
Vergegenwärtigen Sie sich in der Umsetzungspraxis am besten – abhängig von Inhalt oder
Textsorte – welche Auswirkungen die eine oder Variante in ihrem Kontext hat. Grundsätzlich sind
diese auch kombinierbar.

1. Neutralisieren
Bei der Verwendung von geschlechtsneutralen Formulierungen wird die Aufmerksamkeit
weg vom Geschlecht der betreffenden Personen und beispielsweise hin zum Funktions-
bzw. Wirkungskreis gelenkt.
Personenbezeichnungen
Wortzusammensetzungen
Wortzusammensetzungen mit „–person, –assistenz, -kraft“ bieten sich als geschlechts-
neutrale Formulierungen an, z.B.:
Funktionsbezeichnungen
Mit der Nennung von Institutions-, Kollektiv- und Funktionsbezeichnungen kann ebenfalls
geschlechtsneutral formuliert werden, z.B.:
Hier wird die Funktion oder das Amt selbst bezeichnet und nicht die Person, die eine Funktion oder ein Amt bekleidet.
Beispiele für Umformulierungen in
Formularen
Übereinstimmungen
Sofern bekannt/erfragt, muss das Geschlecht immer mit den gemeinten Personen übereinstimmen, z.B.:

Ist die Personengruppe geschlechtlich gemischt, die geschlechtliche Identifizierung einer Person
unbekannt/unsicher oder verortet sich eine Person nicht geschlechterbinär ohne Angabe von
Pronomen, kann die Variante Neutralisieren (oder wie weiter unten ausgeführt der Asterisk)
genutzt werden z.B.:
2. Geschlechtervielfalt sichtbar machen mit Asterisk (*)
Um Geschlechtervielfalt sichtbar zu machen oder um auf Geschlechterungleichheiten hinzuweisen, gibt es verschiedene Möglichkeiten. Die HAW Hamburg empfiehlt die Verwendung des Asterisk, auch Gender Stern (*) genannt.
Der Asterisk (*) steht als Platzhalter für eine beliebige Anzahl und Kombination von Buchstaben. In Hinblick auf geschlechtergerechte Sprache symbolisiert er auch Raum für Personen, die sich in einem zweigeschlechtlichen System von Mann und Frau nicht wiederfinden.
Im Gegensatz zum generischen Maskulinum, das alle Personengruppen unter dem männlichen Ausdruck einschließt und verschwinden lässt, können hier auch mehr als zwei Geschlechter adressiert werden. Diese Verwendung wird ausdrücklich anstelle der bisher empfohlenen Nennung von zwei Geschlechtern (Kolleginnen und Kollegen) angeraten.
Das Sichtbarmachen von Geschlechtervielfalt kann beispielsweise in Berufsgruppen oder Studienfächern relevant sein, wo es eine vertikale oder horizontale Segregation nach Geschlecht gibt und ein Geschlecht unterrepräsentiert ist. Beispielsweise wenn im MINT-Bereich Frauen, Transpersonen, nicht-binäre Menschen, etc. durch die Verwendung des Gender Sterns (*) in Beschreibungen von Studiengängen oder Stellenanzeigen offen adressiert werden.
Beispiele:

3. Hinweise für die Anrede im E-Mail- bzw. Schriftverkehr
Anrede
Zur Begrüßung im Schriftverkehr werden geschlechterumfassende oder -neutrale Formulierungen immer geläufiger. Die Anrede »Frau« oder »Herr« bei der Ansprache einer Person entfällt dabei in der Regel; stattdessen wird der Vor- und Nachname verwendet.

Sollte die angesprochene Person bekannt gegeben haben, wie sie angesprochen werden möchte,
so kann sie mit der Geschlechtsbezeichnung „Frau“ bzw. „Herr“ oder (von ihr frei gewählter
Anrede) angeschrieben werden.
Formulare / Website / Intranet
Es werden folgende Varianten empfohlen:
-
Streichung des Anredefeldes
- Falls es für personalrechtliche Belange erforderlich ist, kann ein Feld zur Selbstzuschreibung von Geschlecht bzw. die Namensnennung eingefügt werden
Anredeabfrage im Drop Down Menü z.B. mit folgenden Auswahloptionen:
„bitte wählen Sie“

Titel
Bei Titelabkürzungen wie Prof. und Dr. denken viele eher an Männer, auch wenn eigentlich alle Geschlechter gemeint sind. Um Frauen explizit sichtbar zu machen, verwenden einige daher die hochgestellte Endung „in“ hinter der Abkürzung des Titels, z.B.:

E-Mail-Signatur
Da wir nicht immer anhand des Vornamens auf das Geschlecht einer Person schließen können, ist es sinnvoll, in der eigenen E-Mail-Signatur die bevorzugten Pronomen (incl. Possessivpronomen/Artikel) sowie Funktionsbezeichnung und Anrede zu nennen.
Auch in der internationalen Zusammenarbeit sind Vornamen den Beteiligten unterschiedlich geläufig. Es bietet sich an, das bevorzugte Pronomen und damit einen Hinweis auf die eigene Geschlechtsidentität in der eigenen E-Mail-Signatur anzuführen, z.B.:

Personen, die sich jenseits der Zweigeschlechtlichkeit verorten, bietet die E-Mail-Signatur eine Möglichkeit, andere über ihr Wunschpronomen in Kenntnis zu setzen.
Anstatt eines Pronomens kann in der eigenen E-Mail-Signatur angegeben werden, dass der Name wiederholt werden soll. Die Anrede ist entsprechend geschlechtsneutral zu formulieren. Die Funktionsbezeichnung sollte entsprechend der Signatur verwendet werden oder falls keine angegeben ist, ebenfalls geschlechtsneutral formuliert werden:
