EMIL für Lehrende
22. Forum (Aktivität) - Sich themenbezogen austauschen und diskutieren
22.2. Hinweise zur Moderation eines Forums
Wenn
Sie das Forum abonnieren, werden Sie zeitnah über neue Beiträge der
Studierenden per E-Mail informiert. Forumsbeiträge können in
thematischen Diskussionssträngen, sogenannten Threads, geordnet werden;
diese Threads können ggf. auch separat abonniert werden.
Vorteile und Herausforderungen eines Forums
- Die Kommunikation findet unabhängig von Zeit und Ort statt.
- Die Studierenden können sich untereinander unterstützen.
- Eigene Beiträge können in Ruhe formuliert und die Beiträge anderer in Ruhe gelesen werden.
- Fragen der Studierenden können für alle beantwortet werden.
- Diskussionen und Beiträge sind jederzeit wieder aufrufbar.
Die
Herausforderung liegt für die Online-Moderator*innen darin, das Forum
(und damit die Unterstützungssituation) lebendig zu halten und Vertrauen
aufzubauen.
Wieso stellt dies eine Herausforderung dar?
Es
ist davon auszugehen, dass sich die Erfahrungen der Studierenden mit
asynchronen Kommunikationskanälen auf individuelle E-Mails oder
Nachrichten auf einem sozialen Netzwerk (z. B. Blog-Foren, Facebook)
beziehen, die privat sind.
Dagegen geht es im Kontext des Studiums
um eine Bewertung, das darbringen einer Leistung und die Vorgabe von
Inhalten. Daher beschäftigt die Studierenden Fragen, die sie der Gruppe
nicht mitteilen werden, z.B.:
„Darf ich ohne Aufforderung etwas schreiben?“
„Was wohl die anderen über das denken, was ich geschrieben habe?“
„Ist es gut, sich zu beteiligen? Wie häufig soll ich mich beteiligen?“
„Wie lang darf mein Beitrag sein?“
Um
Unsicherheiten rechtzeitig zu begegnen, sollten die
Online-Moderator*innen diese Fragen aktiv aufgreifen. Sie ermutigen ihre
Studierenden, sich zu beteiligen, indem sie sich an transparente
Verhaltensregeln halten, einen verbindlichen Umgang miteinander
unterstützen, ein Klima gegenseitigen Vertrauens schaffen und Impulse
zum Commitment und zur Kommunikation bzw. Interaktion geben.
Konkrete Hinweise für Moderator*innen von Foren
Netiquette (Verhaltensregeln der virtuellen Kommunikation) beachten und respektvoll kommunizieren
- Geben Sie sich Mühe mit den Beiträgen: Achten Sie auf korrektes Deutsch, formulieren Sie Beiträge leicht und verständlich, gestalten Sie eigene Beiträge vorbildlich.
- Seien Sie höflich.
- Nur über reine
Textkommunikation sind z.B. Ironie oder positive Neugier schwer zu
interpretieren. Sie können in EMIL Emoticons/Smiley-Symbole nutzen, um
Missverständnisse zu vermeiden bzw. um Zusatzinformationen zu geben, die
darin unterstützen, den Inhalt einer Nachricht richtig zu
interpretieren.
Zu einem verbindlichen und verlässlichen Umgang miteinander motivieren
- Steigen Sie generell zunächst mit einer eher niedrigschwelligen Anforderung ein, laden Sie zur Eröffnung (Kick-off) des Forums ein und seien Sie Vorbild durch ersten Thread.
- Sprechen Sie Beiträge direkt an und gehen Sie auf diese ein.
- Bedanken Sie sich für Beiträge oder am Ende einer Diskussion.
- Gewährleisten Sie verbindliche, kontinuierliche Begleitung und Ansprechbarkeit
Interesse zeigen durch Nachfragen
Ein Mangel an persönlichem Kontakt oder direkter Ansprache kann bei den
Studierenden in vorrangig online durchgeführten Veranstaltungen zu einem
Gefühl der Isolation führen. Es kann ein Klima von Unverbindlichkeit
entstehen, sodass Absprachen und/oder die Aufgabenerfüllung nicht
eingehalten werden.
- Zeigen Sie Interesse am Wissen und den Erfahrungen des anderen, stellen Sie Verbindungen her; fördern Sie einen Austausch statt eines Nebeneinanders von Informationen.
- Zeigen Sie Interesse an der gemeinsamen Weiterentwicklung der Wissens- und Erfahrungsbestände zu einem Thema.
- Zeigen Sie Interesse an den Hintergründen und an der Person.
Transparenz über organisatorische und technische Rahmenbedingungen herstellen
- (Er)Klären Sie im Vorfeld Erwartungen, Kommunikationsregeln und Verhaltensstandards (s.o.).
- Erklären Sie den Zweck des Forums, d.h. wozu es dient (z.B. Austausch, Hilfestellung) und wozu es nicht dient (z.B. Bewertung, Benotung).
- Erklären
Sie, dass und wozu die Beiträge gespeichert werden und wer Zugang dazu
hat (z.B. für spätere Diskussion; Zugang ausschließlich für die
Kursteilnehmenden und die Moderation). Weisen Sie im Vorfeld alle
Forenteilnehmer*innen auf die Vertraulichkeit der Beiträge hin.
- Weisen Sie darauf hin, dass Forenbeiträge ggf. auch nachträglich von den jeweiligen Autor*innen gelöscht werden können.
- Posten Sie Beispielbeiträge, die die erwartete Form, Art und Umfang verdeutlichen.
Commitment über Bindungen und persönlichen Bezug ermöglichen
- Ermutigen Sie Studierende, persönliche, anwendungsbezogene Erfahrungen einzubringen.
- Nutzen Sie ggf. auch Adjektive oder Emoticons, die Emotionen verdeutlichen bzw. helfen, Aussagen besser einzuordnen.
- Im Forum sollte ggf. auch Raum für private und nicht inhaltsbezogene Kommunikation gegeben sein.
Beispiele:
„Liebe Studierende, ich freue mich, mein erstes Forum mit Ihnen zu starten und bin neugierig, zu welchen ersten Ergebnissen wir dort kommen werden.“
„Es hat sich ein spannender Austausch innerhalb ihrer Gruppe entwickelt. Klasse, dass Sie alle so engagiert mitdiskutieren.“Impulse zur Kommunikation setzen
- Sorgen Sie für eine deutliche Übertragung der Verantwortung, senden Sie z. B. eine E-Mail an die Studierenden, die
sich nicht beteiligen, und fordern Sie diese auf, auf einen bestimmten Eintrag im
Forum zu antworten (Sie können ggf. den E-Mail-Verteiler von EMIL nutzen).
- Zur
Unterstützung einer Diskussion: Akzentuieren Sie Start und Ende der
Diskussion durch
a) ausdrückliche Angabe des Zeithorizonts,
b) eindeutig formuliertes Diskussionsthema und
c) am Ende einer Formulierung einer Zusammenfassung oder eines Fazits der Diskussion.
Eine Formulierung oder ein Fazit kann natürlich auch durch ein Gruppenmitglied erstellt und gepostet werden. - Fordern Sie auf, auch persönliche Erfahrungen zu einem Thema oder einer Aufgabenbearbeitung einzubringen.
- Fordern Sie auf, ein Votum oder eine Meinung zu einem bestimmten Sachverhalt abzugeben (die Aktivität "Abstimmung" lässt sich hier ebenfalls nutzen; binden Sie einen Link dazu in einen Forenbeitrag ein).
- Verknüpfen Sie die Kommunikationsaufforderungen mit klarer zeitlicher Terminierung (bis…)
- Konzipieren Sie Erinnerungshilfen (z. B. To-Do-Liste).
- Starten
Sie zur Aktivierung der Gruppenmitglieder ein Brainstorming zum
Einstieg in ein Thema, zum Sammeln von Ideen und potenziellen neuen
Beiträgen.
Sie können die Moderation auch an Tutor*innen
oder an Studierende übertragen, die damit ggf. eine Teilleistung
erbringen können. Haben Sie nicht selbst die Moderation des Forums inne,
dann beobachten Sie dennoch die Kommunikation zwischen Moderator*innen
und Forumsteilnehmer*innen und werden aktiv, wenn Sie den Eindruck
haben, dass das Vertrauen (s. o.) gestört ist oder die Netiquette nicht
eingehalten wird und um selbst immer wieder Präsenz zu zeigen.
Begriffe des Forums
- posten = vom Englischen to post für: eine Nachricht anschlagen; das Einstellen von Nachrichten in einem Forum
- Das Posting = der Beitrag / die Nachricht
- Der Thread = ein Thema oder der Diskussionsfaden; eine zusammenhängende Folge von Beiträgen zu einem bestimmten Thema. Je prägnanter die Betreffzeile eines Threads formuliert wird, desto leichter ist es für die Leser*innen zu entscheiden, ob dieses Thema bzw. dieser Thread für sie von Interesse ist.